"Eine Kuh macht Muh. Viele Kühe machen Mühe."
Sagt Frieda, die Heldin des neuen Buchs von Karen-Susan Fessel. Welche Freude Kühe aber auch machen können, das zeigt uns die Autorin in "Frieda Fricke -
unmöglich!". Und was für ein großes Herz kleine, angeblich unmögliche Mädchen haben können, ebenfalls.
Darum geht es
Frieda ist neun. Sie ist nicht so richtig gut in der Schule, aber sie geht gerne hin. Ihre beste Freundin Vicky ist auch fast neun. Aber die geht nicht gern in die Schule - sie geht sogar überhaupt nicht hin! Das liegt daran, dass Vicky eine Kuh ist. Friedas bester Freund hat auch vier Beine. Es ist ihr treuer Hund Lupo.
Frieda lebt mit ihrer Tante und ihrer Großtante auf einem Hof in Norddeutschland, gleich hinter dem Elbdeich. Das Haus ist alt und sollte vor allem innen mal etwas renoviert werden. Aber dafür ist kein Geld da. Die sechs Milchkühe, die auf dem Hof leben - darunter Vicky - geben nicht mehr so viel Milch. Tante Siggi muss nebenher putzen gehen, damit einigermaßen ausreichend Geld in der Haushaltskasse ist.
Dass ins zweite Haus auf dem Hofgelände, direkt gegenüber, eine Hamburger Familie einzieht - auf jeden Fall reich und bestimmt auch total schnöselig - findet Frieda nicht so toll. Dass der Sohn des Hauses, Mitja, in ihre Klasse kommt, noch weniger. Bestimmt ist der so doof wie Nora-Lynn, die Tochter des reichen Landwirts!
Aber wie das Leben so spielt: Mitja entpuppt sich als Freund und Helfer in der Not (und auch Nora-Lynn wird erstaunlich nette Züge zeigen). Denn nicht nur die Geldknappheit schwebt als Damoklesschwert über Friedas Familie, sondern auch die dringende Empfehlung des Jugendamts, dass die Tanten mit Frieda in eine Wohnung in der Stadt umziehen sollen. Das darf natürlich nicht passieren!
Überraschend ist, dass die betagten Kühe der Schlüssel zur Lösung sind. Denn Mitja hat die Idee des Jahrhunderts: ein Kuh-Altersheim! So müssen die Kühe, die zu wenig Milch geben, nicht geschlachtet werden, und mit der Miete und dem Futtergeld kann sich Tante Siggi etwas dazuverdienen.
Ein großes Vorhaben! Die beiden Kinder haben zwar nicht immer Rückenwind, aber die beiden packen ihren toll(kühn)en Plan beherzt an.
Lese(t)räumchen meint
Die Geschichte um Frieda ist richtig klasse. Sie vereint so viele Themen - davon einige gar nicht einfache - und tut das auf eine ganz leichtfüßige, spielerische Art. Denn die zwischendurch aufblitzende Bullerbü-Idylle eines Mädchens, das sein Hausaufgaben auf dem sonnengewärmten Scheunendach macht, während unten ihr geliebter Hund auf sie wartet und die ebenso geliebten Kühe zu ihr heraufmuhen, die ist nur ein Teil von Friedas Welt.
Dass sie eine Waise ist, seit sie fünf Jahre als war, ist in der Geschichte zwar nur Nebensache, würde mich als kindliche Leserin aber schon mal sehr beschäftigen. Dazu kommen Existenzängste durch die Geldknappheit und die Bedrohung durch die Bürokratie in Gestalt der Leute vom Jugendamt. Sehr beunruhigend. Auch wird klar, dass Tierhaltung keine romantische Sache ist, selbst wenn man die sanftmütigen Kühe noch so liebhat. Mitja ist ein bisschen der arme reiche Junge, dessen alleinerziehender Vater viel arbeitet. Und dass Mitjas Oma und Friedas Großtante offensichtlich schon leicht dement sind - auch nicht gerade ein fluffiges Kinderbuchthema.
Und doch funktioniert das alles wunderbar. "Frieda Fricke - unmöglich!" ist so leicht und gut lesbar erzählt, dass der Leser alles so annehmen kann, wie es auch Kinder tun: Was ist, ist. Widerstand zwecklos - die Dinge sind einfach so und man muss damit umgehen.
Die Figur der Frieda macht es einem auch sehr leicht, sich voll auf die Geschichte einzulassen: Sie ist sich der Schattenseiten in ihrem kleinen Leben sehr wohl bewusst. Trotzdem ist sie herrlich unbefangen und direkt (auch im Beisein der Jugendamt-Leute und gegenüber ihrem Lehrer, sehr zum Verdruss von Tante Siggi).
Taktieren ist Frieda noch völlig fremd. Sie lebt voll im ewigen Kinder-Dilemma zwischen Bravsein/Gemochtwerden und kindlichem Ungestüm. Manchmal möchte Frieda ja auch gar nicht "unmöglich" sein. Aber sie weiß nicht, wie das geht und das bekümmert sie zuweilen. Ihr großes Herz jedoch nimmt letzlich alle für sie sein - alle, die in der Geschichte vorkommen, ebenso wie die Leserinnen und Leser!
Die Illustrationen von Mareikje Vogler sind sehr schön. So schön, dass es ruhig noch ein paar mehr sein dürfen im nächsten Band! Denn jetzt kommt die gute Nachricht: Die Autorin Karen-Susan Fessel schreibt derzeit an der Fortsetzung, juchhu! Im Frühjahr 2018 soll sie im Kosmos-Verlag erscheinen.
Ich bin jetzt schon gespannt, wie es mit den tollen Ideen von Mitja und Frieda weitergeht und vor allem überhaupt mit ihrer Freundschaft! Denn was, wenn Mitja wirklich zu seiner Mutter nach Amerika ziehen wird? Was wird aus der kleinen Zuneigung zwischen Mitjas Vater und Friedas Tante Siggi? Wie wird Nora-Lynn sich anstellen, kann sie vielleicht sogar eine richtige Freundin werden?
Fazit
Ein ganz tolles Buch für Mädchen und Jungs, für Kuh- und Hundeliebhaber, für Land- und Stadtkinder, auch für Eltern und Großeltern - einfach für alle!
Zugabe
Ein paar Impressionen von der Lesung am 22.4.2017 zum Welttag des Buches im KOSMOS-Shop in Stuttgart feat. Luki, den Hund von Karen-Susan Fessel.
Vor der Lesung erzählte die Autorin, dass sie schon seit ihrer Kindheit Schriftstellerin werden wollte. Eventuell wäre auch noch Sängerin infrage gekommen. Nachdem sie letzteres dann wirklich für einige Jahre war - in einer eigenen Band, mit zwei eigenen Alben und vielen Auftritten -, entschied sie sich dann aber fürs Schreiben. Schön für ihre Leser!
Es wäre übrigens toll, wenn es ein Hörbuch von "Frieda Fricke - unmöglich!" gäbe - gelesen von der Autorin!
Wer mehr über Karen-Susan Fessel, ihre Bücher und anderen Projekte erfahren möchte, kann sie auf ihrer Website besuchen: Hier geht's lang!
Und weil es so zuckersüß ist, hier das Bild unten rechts von Hund und Eisbär nochmal in voller Größe und Herzigkeit.
Mögliche lustige Bildunterschriften dürfen gern in die Kommentare gepostet werden! :)
Bei meiner Besprechung dieses Buches auf www.knax.de gibt's noch einen schönen Gruß der Autorin an die jungen Leserinnen und Leser.
Steckbrief
Frieda Fricke - unmöglich!
Karen-Susan Fessel
Umfang: 192 Seiten
Preis: 19,99 Euro
Verlag: Kosmos
Altersempfehlung des Verlags: ab 7 Jahre
Erscheinungstermin: 2. Februar 2017
Hier geht's zur Leseprobe auf der Website des Verlags!
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