GELESEN | Ute Wegmann: Dunkelgrün wie das Meer

Dicke Luft statt frischer Meeresbrise

Dieser Ferienbeginn steht für die neunjährige Linn unter denkbar schlechten Vorzeichen: Über ihrem lang ersehnten Familienurlaub am Meer hängen schwere dunkle Wolken - in jeder Hinsicht.

Darum geht es

Linn freut sich so sehr auf die Ferien, die sie zusammen mit ihren Eltern wieder im gemütlichen Holzhäuschen an der holländischen Nordseeküste verbringen wird. Doch über ihre warme, bunte Vorfreude legt sich ein kalter, grauer Schleier: Ihre Mutter ist dermaßen böse auf ihren Mann, weil der nochmal für zwei Tage nach Hause fahren muss, um in seiner Werbeagentur einen wichtigen Kunden zu betreuen, dass Linn alle Vorfreude abhandenkommt.

In den beiden Tagen, die sie mit ihrer Mutter alleine am Meer verbringt, wird es nicht besser. Mama führt beunruhigende Telefonate, beginnt wieder zu rauchen und kümmert sich nur wenig um ihre Tochter.

Das hätte Linn normalerweise gar nicht so viel ausgemacht, denn im Nachbarhaus macht wie immer Smilla mit ihren Eltern Ferien - Smilla, Linns beste und einzige Ferienfreundin. Doch auch hier ist der Wurm drin: Smilla verbringt ihre Zeit gutgelaunt mit einem anderen Mädchen, offensichtlich ihre neue beste Freundin.

Linn zieht sich gekränkt zurück und weiß nicht mehr weiter. Wie können die sonst immer so schönen Ferien diesmal nur so dermaßen schiefgehen? Sie sehnt die Ankunft ihres Vaters herbei. Doch vorher zieht ein schwerer Gewittersturm über dem Meer auf. Ob er die Luft reinigen kann?

Lese(t)räumchen meint

Ich habe das Buch auf der Frankfurter Buchmesse 2016 am dtv-Stand im Regal entdeckt und fühlte ich sofort davon angezogen. Reingeschaut, verliebt, am nächsten Tag bestellt.

Auch nach mehrmaligem Lesen finde ich es immer noch genauso zauberhaft wie beim ersten Mal. Linn ist ein so liebenswertes Mädchen und ihre Sorgen und Nöte sind so gut nachvollziehbar: Welches Kind hat sich nicht einmal schrecklich einsam und verlassen von der ganzen Welt gefühlt, mit Angst im Bauch und düsteren Gedanken im Kopf.

Die Geschichte ist sehr klar und in kurzen Sätzen aus Linns Perspektive erzählt. Die Sprachbilder, die Ute Wegmann erschafft, sind oft überraschend, manchmal witzig, manchmal beklemmend und treffen immer mitten ins Herz.

Die großartigen, zarten und in wenigen Farbtönen gehaltenen Illustrationen von Birgit Schössow passen wunderbar dazu und ergänzen die Geschichte perfekt.