GELESEN | Sarvenaz Tash: Die (beinahe) größe Liebesgeschichte des Universums

Wer jemals Fan von irgendwem oder irgendetwas war, 

wird Spaß mit diesem Buch haben. Und wer originelle, gänzlich unkitschige "beginnende erste Liebe"-Geschichten mag, auch. Ach ja, und wer Comics liebt, noch viel mehr. Na? :)

Graham und Roxanne, genannt Roxy, sind 16 Jahre und die besten Freunde. Schon ihr halbes Leben. Sie kennen einander besser als sonst jemanden auf der Welt, beinahe besser als sich selbst. Und sie schreiben und zeichnen zusammen Comics. Denn Comics sind ihr allergrößtes gemeinsames Hobby.  Kein Wunder setzen sie alle Hebel in Bewegung, um zur legendären Comic-Convention in New York zu kommen und dort ihren Helden zu treffen, den Comicautor Robert Zinc.

Außerdem hat Graham vor einiger Zeit bemerkt, dass er für Roxy mehr als nur Freundschaft empfindet. Deshalb gibt er alles, um das Comic-Con-Wochenende für sie so perfekt wie möglich zu arrangieren. Denn an einem Punkt seines Plans möchte er ihr – seiner Schüchternheit und Befangenheit zum Trotz – endlich seine Liebe gestehen.

Doch – wie könnte es anders sein – die Dinge laufen nicht so ganz nach Plan. Also eigentlich sogar ziemlich wenig nach Plan. Unvergesslich wird es aber sowohl für Graham als auch für Roxy.

Die Geschichte um die beiden Comic-Nerds Roxy und Graham ist einfach süß. Witzig, spannend, mitreißend und herzerwärmend aus der Sicht von Graham erzählt.

Am Anfang dachte ich, ich könnte vielleicht nicht sooo viel Spaß mit dem Buch haben, wie ich vom Titel her dachte, weil sehr viel Nerdiges aus der Comicwelt vorkommt – manches real, manches fiktiv (zum Beispiel die zentrale Reihe „Die Tribute von Althena“ vom ebenfalls fiktiven Autor Robert Zinc). Aber diese Sorge war unberechtigt. Erstens kommt man gut rein beim Lesen und selbst wenn nicht, täte es der Essenz der Geschichte keinen Abbruch. Denn letztlich geht es um die beiden Jugendlichen, um das Erkennen, Verstehen und Ausdrücken von Gefühlen, um tiefe Freundschaft und zarte erste Liebe.

Außerdem: Jeder, der für irgendjemanden schwärmt oder irgendein Sammelobjekt unbedingt haben möchte, wird sich problemlos mit Graham, Roxy und ihren Freunden identifizieren können. Eine Nacht lang für ein Meet-und-Greet-Bändchen mit dem Lieblingsstar (in ihrem Fall Robert Zinc) Schlange zu stehen und dann beim Einlass von rücksichtlosen Rüpeln zur Seite gedrängt zu werden unter den hilflosen Blicken und Schreien der Securityleute – da weint das Herz jedes Fans mit, der sich schon einmal für ein Autogramm, Foto oder bei einem Konzert angestellt hat, um in die erste Reihe zu kommen. Ich war jedenfalls emotional voll dabei! J

Was mir sehr gut gefallen hat: Die Geschichte spielt dann zum größten Teil an drei Tagen in den Hallen der Comic-Con, also in einem ganz eigenen, abgeschlossenen Universum. Und trotz der Konzentration auf ganz wenige Schauplätze und eine kurze Zeitspanne erfährt man viel über die Hauptfiguren: Grahams persönlicher Hintergrund bekommt durch Rückblenden und Erinnerungen Tiefe. Und auch in Roxys Familienleben wird ein kurzer Einblick gewährt.

Von Titelbild her – das ich sehr schön finde –, hatte ich mit einer sehr viel konventionelleren Boy-meets-Girl-Liebesgeschichte gerechnet. Auch dass ein Junge sie erzählt, hätte ich nicht erwartet (viele Herzchen auf dem Titel und auf dem Hardcover-Umschlag). Umso schöner, dass die Geschichte wirklich außergewöhnlich und kein bisschen konventionell ist.

Die Ausstattung ist wie bei allen Titeln aus dem Magellan-Verlag hochwertig und fühlt sich ganz toll an. Matter Umschlag, die Schriftzüge glänzend lackiert, große Klasse. 

Eine ganz herzige Geschichte! Sehr unterhaltsam – witzig, nachdenklich, originell. Sehr fluffig und flüssig zu lesen. Die beiden Protagonisten sind extrem sympathisch. Genauso lebendig und echt sind die Nebenfiguren (Klassenkameraden, Freunde, auf der Comic-Con neu kennengelernte Personen – allesamt interessante Typen, die man sich merkt).

Alle zusammen bilden ein buntes Grüppchen an Comic-Nerds, die durch ein äußerst turbulentes Comic-Con-Wochenende stolpern. Man muss sie einfach lieb haben!